Erster elektrifizierter Porsche 911 (992.2): Hybrid-911 holt 8,7 Sekunden auf der Nordschleife (2024)

Dass Porsche eine Hybrid-Version seines legendären Sportwagens auf die Räder stellen will, ist nicht ganz neu. Allerdings steht der Autobauer gerade beim Elfer vor einer großen Herausforderung, Gewicht und Sportlichkeit unter einen Hut zu bringen. Bereits Anfang 2020 erklärte Michael Steiner, bei Porsche als Vorstand für Forschung und Entwicklung zuständig, man sei mit dem Gewicht der Batterie für einen Sportwagen wie den 911 nicht zufrieden. "Die Plattform ist auch für Hybrid-Antriebsstränge gemacht", sagte er britischen Medien, "und wir haben einige Prototypen, aber in Sachen Gewicht ist das noch nicht gut". Rund 100 Kilogramm wiegt der Hybrid-Elfer aktuell mehr.

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Die Diät war offenbar erfolgreich, denn Mitte Mai 2024 meldet Porsche, die Entwicklungsarbeit inklusive aller Erprobungsfahrten für den Hybridantrieb seien abgeschlossen. Genaue Daten verrät der Hersteller noch nicht – die gibt es erst Ende Mai bei der offiziellen Enthüllung. Nach aktuellem Stand vermeldet Porsche lediglich, insgesamt mehr als fünf Millionen Test-Kilometer in verschiedenen klimatischen Bedingungen abgespult zu haben. Inklusive gezeiteter Runde auf der Nordschleife. Mit 7:16.934 Minuten und Markenbotschafter Jörg Bergmeister am Steuer war der elektrifizierte Sportwagen ganze 8,7 Sekunden schneller als sein Vorgänger.

Erster elektrifizierter Porsche 911 (992.2): Hybrid-911 holt 8,7 Sekunden auf der Nordschleife (13)

Porsche / Patrick Lang

Jörg Bergmeister hat die Nordschleife in 7:16 Minuten umrundet und war damit fast neun Sekunden schneller als das Vorgänger-Fahrzeug.

Diese Aussage lässt wiederum darauf schließen, dass es sich beim Hybrid entgegen früherer Vermutungen britischer Medien nicht um einen GT2 RS handeln kann. Stattdessen ist hier von einem Carrera S, 4S oder GTS die Rede, die nämlich in der aktuellen Form eben zwischen acht und neun Sekunden über der neu gefahrenen Zeit liegen. Unterwegs war der neue 992.2 auf der Eifel-Strecke mit Serienbereifung und dem optionalen Aero-Kit, das es schon für die aktuelle Carrera-Palette gibt. Nachfolgend lesen Sie nun, was wir und andere Medien bislang zum hybridisierten 911 spekuliert und erfahren haben.

Frühere Spekulationen

Das britische Magazin "Autocar" will bereits im März 2023 erfahren haben, dass der Hybrid-Antrieb im Elfer mit dem kommenden GT2 RS eingeführt werden soll. Dazu passt der Testwagen, mit dem Porsche im Sommer 2021 auf dem Nürburgring unterwegs war: Als 911 Turbo ganz in Schwarz zog der Sportwagen kaum Aufmerksamkeit auf sich, wäre da nicht der kleine runde Aufkleber in Gelb auf der Heckscheibe gewesen, der das Modell als Hybrid-Fahrzeug kennzeichnete. Auch die dunklen Seitenscheiben und die abgedunkelte Heckscheibe waren ein Hinweis, denn wir wissen: Zwischen den Frontsitzen und dem Verbrennermotor hatte Porsche die Akku-Packs verstaut, die auch per Rekuperation aufgeladen werden können. Im Gegensatz zu der 800-Volt-Technik vom rein elektrischen Porsche Taycan kommt der Hybrid-Elfer-Prototyp mit einer 400-Volt-Systemspannung daher.

"Die Elektrifizierung des 911 ist sehr tricky. Wenn ich das Fahrzeug-Layout als 2+2-Sitzer, den großen Kofferraum vorn und den Heckmotor betrachte, ist es sehr schwierig, eine angemessene Elektrifizierung zu bringen, ohne den Charakter und die Optik des 911 zu zerstören." So beschrieb vor einigen Monaten 911-Baureihen-Chef Frank Walliser die Probleme bei der Entwicklung eines elektrifizierten Elfers. Entsprechend sei auch mit einem vollelektrischen Porsche 911 nicht vor 2030 zu rechnen.

Der 911 Hybrid könne indes schon zum Ende des Produktzyklus des 992 ab 2026 zu den Käufern rollen, so Porsche-Chef Oliver Blume unlängst in einem Interview mit Bloomberg. Er versprach: "Lassen Sie mich klar sagen, unser Symbol, der 911, wird noch lange einen Verbrennungsmotor haben. Der 911 ist ein Auto, dessen Konzept auf einen Verbrennungsmotor ausgelegt ist. Es ist nicht sinnvoll, das mit reiner Elektromobilität zu kombinieren. Wir glauben an speziell entwickelte Autos für die Elektromobilität." In einem Interview mit dem Fachmagazin "Automobilwoche" Mitte November 2021 konkretisierte Blume die Technik des 911 Hybrid: Das Modell wird "kein Plug-in-Hybrid", erhält aber einen sehr sportlichen Hybrid aus dem Motorsport.

Antrieb-Spende aus dem Langstreckenrennsport – vielleicht ein V4

Spekuliert wurde anfänglich über eine Ableitung der Hybrid-Technik aus dem Langstrecken-Rennwagen 963, mit dem Porsche seit 2023 am Start ist. Die neue LMDh-Klasse schreibt ein standardisiertes Hybridsystem mit einem Bosch-E-Motor und einer Lithium-Ionen-Traktionsbatterie vor, die mit 50 kW ab 120 km/h boostet und eine Leistung von 500 kW zur Verfügung stellt – wobei der Verbrennungsmotor 470 kW beisteuert. Die Energierückgewinnung beim Bremsen beträgt 200 kW. Herzstück im 963 ist allerdings ein 4,6 Liter großer Biturbo-V8, der als klassischer Mittelmotor im 911 kaum Platz finden dürfte.

Das US-Magazin "Carbuzz" will im Dezember 2023 von einem ganz anderen Ansatz erfahren haben. Wieder stammt die Antriebsquelle aus einem Porsche-Langstreckenrenner – allerdings aus dem bereits in den Ruhestand verabschiedeten Porsche 919. Hier wurden die Hybrid-Komponenten rund um einen zwei Liter großen V4-Motor mit Single-Turbo-Aufladung gruppiert. In der vom Reglement beschränkten Rennabstimmung leistete dieser 500 PS. Später schob Porsche eine umlimitierte Variante nach, um zu zeigen, welches Potenzial im V4 steckt. Im Porsche 919 Hybrid Evo von 2018 kam der V4 auf 720 PS, die E-Unterstützung legte von 400 auf 440 PS zu. Plötzlich standen 1.160 PS auf dem Datenblatt. Der V4-Ansatz widerspräche allerdings der bisherigen Antriebs-Philosophie im 911, wo im Heck bislang nur Motoren mit sechs Zylindern in Boxer-Konfiguration arbeiten durften. Ein angeblich mit dem V4 bestückter Prototyp dürfte daher wohl rein als Versuchsfahrzeug gewertet werden.

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Hybrid-Elfer mit bis zu 700 PS und neuer Akku-Kühlung

Zudem hieß es bislang aus gut unterrichteten Kreisen, dass beim Elfer ein anderer Hybrid-Ansatz gefahren werde. Der E-Motor soll schon bei geringen Geschwindigkeiten zum Einsatz kommen, um in Städten emissionsfrei unterwegs zu sein. Eine maximale elektrische Reichweite stehe nicht im Fokus der Entwickler, stattdessen habe der Performance-Gedanke Vorrang. Neben einer Leistung von fast 700 PS könnte der Hybrid-911 ein maximales Drehmoment von 1.000 Nm bereitstellen. Gerüchteweise soll auch der 911 GT3 RS mit einem elektrifizierten Antriebsstrang auf den Markt kommen.

Ein Patent von Porsche aus dem Jahr 2021, das unter der Nummer 20220162983 veröffentlicht wurde, beschreibt, wie Porsche die Batterien seiner Hybrid-Modelle mithilfe von Luft aus dem (elektrischen) Turbolader kühlen möchte. Nach Ansicht des Autobauers ist die Einbindung der Batterie in einen Kühlkreislauf nur mit hohem Aufwand zu bewerkstelligen. Dafür würde Bauraum für zusätzliche Leitungen benötigt, das Gewicht steigt. Bei flüssigen Kühlmitteln müsse zudem der elektrische Kurzschluss vermieden werden, bei gasförmigen Kühlgasen sei ein zusätzliches Gebläse erforderlich.

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Kompressor für Boost-Funktion

Das Patent sieht vor, die Hybrid-Batterie in der Nähe des Ansaugtrakts zu platzieren und mit gekühlter Ladeluft direkt zu kühlen. Entsprechend fällt ein zusätzlicher Kühlkreislauf weg. Ein Gebläse ebenso, da die Ladeluft über einen ausreichenden Druck verfügt. Des Weiteren sieht die Technik eine Bypass-Konstruktion vor, damit die Ladeluft die Batterie umgehen kann, wenn der Akku nicht gekühlt werden muss.

In einer weiteren Ausführungsform sieht das Patent einen elektrischen Kompressor vor, der bei eingeschaltetem Verbrennungsmotor den Ladedruck zum Beispiel für eine Boost-Funktion erhöht. Bei abgeschaltetem Motor befördert er dann innerhalb des Luftpfades die Luft zur Kühlung der Batterie. Außerdem lässt sich über eine Heizvorrichtung der Luftstrom erwärmen, um die Batterie bei abgeschaltetem Verbrenner auf die gewünschte Betriebstemperatur aufzuheizen.

Umfrage

Darf ein Porsche 911 über einen rein elektrischen Antrieb verfügen?

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Nein, das wäre eine Schande!Ja. Ist doch nur zeitgemäß.

Fazit

Es ist schwierig, in das bestehende Layout eine Elektrifizierung zu implementieren, die die Balance und auch den Sportwagen-Charakter des Elfers nicht zerstört. 100 Mehr-Kilo sind dabei schon ein extremer Wert – und auch klar, die Zufahrt zur Umweltzone steht auf der Prio-Liste von Porsche eher auf Platz zwei. Wer den Elfer elektrifiziert, muss das über Leistung machen, Sportlichkeit in den Vordergrund rücken und vor allem die Optik des legendären Sportwagens unangetastet lassen.

Die Serien-Entwicklung des passenden Hybridantriebs ist indes mittlerweile abgeschlossen. Ende Mai erfolgt die Vorstellung und dann gibt es auch endlich offizielle Daten und Angaben zum neuen Porsche 911.

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Holger Wittich

Redaktionsleiter Digital

Ich machs kurz, mal wieder keine Zeit: Vielfahrer +++ Autobahn linke Spur +++ Erlkönig-Experte +++ News-Junkie +++ Traffic-Analyst +++ Themen-Schubser +++ Schnell-Texter +++ - Kurzbeschreibung

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Uli Baumann

Redakteur

Autos müssen für mich mittlerweile vor allem nutzwertig sein, einzig bei einer AC Cobra könnte ich auch absolut unvernünftig werden. Mobilität mit Leidenschaft, das waren die Zeiten mit meinen Golf I GTI-Modellen oder meinen Mazda MX-5-Spielzeugen. Heute spielt sich Mobilität mit Leidenschaft für mich überwiegend auf zwei Rädern ab - mit Muskelkraft oder Verbrenner-Antrieb. Zur Wahl stehen dabei jeweils verschiedene Konzepte.

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